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BEHANDLUNGSABLAUF BEIM PFERD

Wichtige Informationen zum Ersttermin

Die Befundung und Behandlung Ihres Pferdes sollte in einem ruhigen und stressfreien Umfeld stattfinden (außerhalb von Fütterungszeiten, Weideaustrieb, Mistzeiten, Bauarbeiten usw.).

Eine osteopathische Behandlung ist für das Pferd eine intensive Auseinandersetzung mit seinem Körper. Das Pferd sollte keinesfalls zeitgleich geimpft werden, eine Zahnbehandlung sollte im Vorfeld stattgefunden haben. Optimal wäre es, wenn das Pferd im ersten Drittel des Bearbeitungsintervalls der Hufe und/oder der Beschlagsperiode vorgestellt wird.

Sollte Ihr Pferd unter Schmerzmedikation stehen, informieren Sie mich bitte vorab. Jegliche Form von Infektionskrankheiten, Husten, erhöhte Temperatur oder auch Hautveränderungen stellen eine Kontraindikation einer osteopathischen Behandlung dar.

Von großem Vorteil ist, wenn alle mit der Betreuung des Pferdes involvierten Personen (Besitzer:in, Trainer:in, Reitbeteiligung) bei dem Termin anwesend sind.

Planen Sie bitte ein, dass Ihr Pferd nach der Behandlung 2 Tage nur moderat bewegt wird, damit es sich mit seinem neuen Embodiment (Körperwahrnehmung) auseinandersetzen und gelegentlich auftretenden leichten Muskel- oder Faszienkater abbauen kann.

Der Ersttermin dauert ca. 1 ½ bis 2 Stunden.

Anamnese

Unter der Anamnese versteht man eine systematische Befragung des Tierhalters zur Ermittlung des Gesundheitszustandes des Pferdes. Kenntnisse über Vorerkrankungen und Vorgeschichte helfen bei der Erstellung der Diagnose. Dies gern vorab schriftlich in knapper, präziser Form per E-Mail (info@welter-maximilian.de) an mich.

Die Beobachtungen des Besitzers zum Gesundheitszustand und Verhalten des Pferdes geben dem Therapeuten sehr wichtige Anhaltspunkte. Der Halter verbringt die meiste Zeit mit seinem Tier und kann beurteilen, ob sein aktueller Zustand repräsentativ ist (tagesformabhängig, Wetterfühligkeit, Zyklusverhalten usw.). 

Anamnese
Adspektion

Adspektion

Die Adspektion ist ein essenzieller Bestandteil der osteopathischen Diagnostik. Sie gibt durch intensive visuelle Beobachtung erste Hinweise auf die körperliche Konstitution des Pferdes.

Schon im Stand erkennt man Asymmetrien in der Bemuskelung, Schon- oder Kompensationshaltungen, Kompressionsabdrücke vom Equipment, aber auch Stress- und Schmerzanzeichen (Schmerzgesicht).

Nur die erworbenen Exterieurveränderungen (Abweichung von den rassetypischen Merkmalen), die durch die Nutzung, die Fütterung, das Haltungssystem, das Training oder durch das Equipment entstanden sind, sind die beeinflussbaren Stellschrauben.

Gangbildanalyse

In der osteopathischen Gangbildanalyse werden ausschließlich Bewegungsstörungen analysiert. Lahmheiten müssen schulmedizinisch abgeklärt werden. Die drei wichtigsten Beurteilungskriterien der Gangbildanalyse sind die Bewegungsqualität, die Bewegungsquantität

und die Bewegungswilligkeit.

Die Bewegungsqualität beschreibt die Güte der Bewegungsausführung. Eine physiologische Bewegung zeigt sich durch eine orthograde Gliedmaßenführung, die taktmäßig, elastisch, federnd, harmonisch, biegsam und locker ausgeführt wird.

Bei der Bewegungsquantität prüft man, ob die Bewegungsamplitude, z.B. im Seitenvergleich gleichmäßig durchgeführt wird.

Die Bewegungswilligkeit ist ein ganz entscheidender Parameter in der Gangbildbeurteilung. Ein gesundes Pferd bewegt sich gern. Tritt Bewegungsunwilligkeit auf, ist dies meist ein ernst zu nehmendes Frühwarnsystem für Schmerzen.

Ziel der Gangbildanalyse ist es, insuffiziente Bewegungsmuster ausfindig zu machen, da diese langfristig zu orthopädischen Folgeschäden führen können. Ein Pferd, das z.B. im Trab durch mangelnde Rumpfträgerausbildung stampft, überlastet an der Vorhand seine Fesselgelenke, Beugesehnen sowie seine Fesselträger. Die Gangbildanalyse erfolgt auf hartem Boden im Schritt, danach auf weichem Boden an der Longe in allen drei Grundgangarten. Nach Möglichkeit sollte das Pferd nur am Halfter oder Kappzaum vorgestellt werden. Nun werden die Gelenke oder Körperregionen im Seitenvergleich beurteilt, ausfindig gemachte Dysfunktionen im Gangbild werden bei der anschließenden Palpation und Gelenkbefundung weitgehender untersucht.

Gangbildanalyse
Vorstellen unter dem Reiter

Vorstellen unter dem Reiter

Das Reiten stellt eine erhebliche Einflussnahme auf die physiologische Bewegung und die Psyche eines Pferdes dar. Manche Reiter:innen fördern, andere wiederum stören den Bewegungsablauf ihres Pferdes. Viele Rittigkeitsproblematiken resultieren aus unpräzisen oder nicht korrekt ausgeführten Hilfengebungen, unpassendem Equipment oder auch durch Schiefen oder orthopädischen Problemen des Reiters/ der Reiterin selbst. Wenn sich reiterliche Defizite herauskristallisieren oder z.B. der Sattel den/die Reiter:in durch seine Bauart immer wieder in ein Hohlkreuz setzt, müssen diese Defizite angesprochen und nach Möglichkeit abgestellt werden. Hilfreich bei der Vorstellung des Pferdes unter dem Reiter ist es, wenn der/die Trainer:in bei dem Termin anwesend ist. So können gemeinsam Lösungswege unmittelbar erarbeitet werden.

Equipmentkontrolle

Die Equipmentkontrolle erfolgt direkt nach dem Reiten. Jetzt lässt sich oft am Schweißbild des Pferderückens der Sitz des Sattels beurteilen. Stehen im Bereich des Kopfeisens Haare hoch oder sind verwirbelt? Gibt es einen Abdruck in der Muskulatur, z.B. auf Höhe der Steigbügelaufhängung? Wie sieht die Unterseite der Schabracke (Materialbeschaffenheit) aus? Gibt es etwaige scharfe Kanten in Richtung Pferd? Ist die Gurtposition optimal? Passt die Verschnallung des Reithalfters und stimmen die Gebissweite und die Gebissstärke?

Leider finden sich in der Praxis beim Equipment viele Mängel, die massive Auswirkungen auf die Gesundheit und Rittigkeit des Pferdes haben. Sie abzustellen ist ein unbedingtes Muss!

Equipmentkontrolle
Palpation der Atlasstellung

Palpation

Palpation ist definiert als eine Untersuchung durch Berührung. Durch die Palpation lassen sich Verklebungen, Verquellungen, Verhärtungen oder auch unterschiedliche Spannungszustände im myofaszialen Gewebe ertasten. Von den fünf klassischen Entzündungszeichen lassen sich beim Pferd nur drei ertasten: Calor (Hitze), Dolor (Schmerz), Tumor (Schwellung). Diese werden durch die vorher stattgefundene Bewegung verstärkt. Daher erfolgt die Palpation immer nach der Bewegung. Sie sollte sanft ausgeführt werden und auch auf die subtilen Äußerungen achten, die auf Schmerz- oder Stresssymptome des Pferdes (angespannte Mundpartie und akzentuiertes Kinn, plötzlich vermehrtes Gähnen) hinweisen. Die Palpation ist der manuelle Erstkontakt zwischen Pferd und Therapeuten. Hier entscheidet sich, ob das Pferd den Händen des Therapeuten “traut“!

Palpation der Atlasstellung

Befundung

Die Befundung der Gelenke der Vor- und Hinterhand sowie der Wirbelsäule findet immer im Seitenvergleich statt. Hier gilt es, das Ausmaß der Bewegungseinschränkungen oder auch einen etwaigen Gelenkschmerz (dieser muss dann weiter tierärztlich abgeklärt werden) zu diagnostizieren. Ist ein Gelenk, wie beispielsweise das Schultergelenk (als Kugelgelenk) in der Testung der Außenrotation eingeschränkt, spricht der Osteopath von einer Läsion. Die Läsion ist in der Osteopathie definiert als die aktuelle Stellung des Gelenkes im Raum. In unserem Beispiel steht das Schultergelenk bedingt durch muskulären Zug in der Innenrotation. Es handelt sich um eine Läsion in der Innenrotation, nicht der Außenrotation. Für zusätzliche Missverständnisse sorgt die medizinische Definition der Läsion in der Kommunikation zwischen Tierarzt:in, Halter:in und Osteopath:in. In der Schulmedizin versteht man unter Läsion eine Verletzung.

Testung der einzelnen Gelenkreihen des Karpalgelenks in der Flexion

Testung der einzelnen Gelenkreihen des Karpalgelenks in der Flexion

Dreidimensionale Mobilisation des Schultergürtels

Dreidimensionale Mobilisation des Schultergürtels

Behandlung, Trainingsempfehlungen und Wiedervorstellung

In Abhängigkeit von den diagnostizierten Befunden stehen den Therapeut:innen eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Hierzu zählen osteopathischen Techniken wie die Massage oder Faszienbehandlung, strukturelle Methoden (Mobilisation, Manipulationen) oder die craniosakrale oder viszerale Behandlung. Physikalische Therapieverfahren sind z.B. die Elektrotherapie oder die lokale Lasertherapie. Die Laserakupunktur, Blutegeltherapie oder auch die Neuraltherapie stellen weitere Möglichkeiten der Regulationsmedizin dar.

Nach der Behandlung folgt oft eine Trainingsempfehlung, die ausführlich mit Besitzer:in oder Trainer:in besprochen werden sollte. Ein langfristiger Erfolg wird erst erreicht, wenn durch das Training Schwachstellen verbessert werden und Schonhaltungen bzw. Kompensationen aufgelöst werden. Dieser Trainingsplan sollte stets an den Gesundheitszustand oder etwaigen Heilungsprozess des Tieres angepasst werden. Aus dieser Notwendigkeit ergibt sich zwangsläufig, inwieweit und wie oft das Pferd dem Therapeuten wieder vorgestellt und evtl. erneut behandelt werden muss.

Kosten

Die Befundungs- und Behandlungskosten richten sich nach der aktuellen Gebührenordnung (GOT) für Tierärzte, die seit dem

22. November 2022 gültig ist. Viele Posten der manualtherapeutischen Therapie sind dort jedoch noch nicht gelistet und müssen daher

mit Abrechnungsposten vergleichbarer Leistungen in Hinblick auf Zeit- und Arbeitsaufwand abgerechnet werden.

Selbstverständlich besprechen wir vor Behandlungsbeginn die für Ihr Anliegen entstehenden Kosten.

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